Seit 2015 bietet der Freiburger Verein Bildung für alle e.V. (BFA) kostenfreie Deutschkurse für neuzugewanderte Menschen an. Das Ziel des Angebotes ist es, die Menschen von der Alphabetisierung bis zum B2-Niveau zu begleiten und ihnen damit eine langfristige Möglichkeit des Spracherwerbs zu bieten. Ab dem 03.08.2020 wird der Verein bildungsbenachteiligten Menschen in einer „Pop-up-Schule“ Deutschkurse anbieten, da der Zugang zu Schulgebäuden aufgrund der Corona-Verordnungen bis ins Schuljahr 2020/21 nicht gewährleistet werden kann.
Bildung für alle e.V. (BFA) möchte Chancengleichheit herstellen. Hierfür hat BFA bis zuletzt Begegnungsorte für mehr als 250 Menschen mit ungleichen Bildungschancen im Berufsschulzentrum im Stadtteil Stühlinger geschaffen. Gerade im Bereich der Bildung zeigen sich im Rahmen der Corona-Pandemie die Benachteiligungssituation nun sehr konkret. Es wird deutlich, dass sich Menschen aktiv um Bildungszugänge kümmern müssen. Hierfür sind umfangreiche Kompetenzen notwendig: Sprachkompetenz, Medienkompetenz, Wissen über Netzwerke und Strukturen. BFA ist – vor der Pandemie – für viele Menschen ein Begegnungsort gewesen, an welchem gemeinsam in sicherer Lernatmosphäre an den eigenen Sprachentwicklungen gearbeitet werden konnte. Aufgrund der Verordnungen ist es BFA seit Beginn der Pandemie nicht mehr möglich, die bislang genutzten Klassenräume im Berufsschulzentrum zu nutzen. Es muss davon ausgegangen werden, dass diese Verordnungen für das gesamte Schuljahr 2020/21 gelten werden.
In den vergangenen Monaten hat BFA eine digitale Lern- und Lehrarchitektur aufgebaut, um neuzugewanderten Menschen virtuelle Möglichkeiten des Sprach- und Informationserwerbs zur Verfügung zu stellen. BFA konnte zwar rasch „virtuelle Klassenzimmer“ für die unterschiedlichen Niveaustufen installieren, aber leider hierdurch nicht alle Menschen – aus ganz unterschiedlichen Gründen – erreichen. Gemäß den Möglichkeiten der baden-württembergischen Corona-Verordnungen handelt der Verein nun aktiv und bietet für die Teilnehmenden ab August eine „Pop-up-Schule“ an, in der Präsenzunterricht in Kleingruppen ermöglicht wird. Dadurch kann BFA unter Berücksichtigung der Verordnungen teilnehmendenorientiert handeln.
Mehr als 50 Ehrenamtliche stemmen eine gesellschaftliche Herausforderung
Die „Pop-up-Schule“ wird in Räumlichkeiten stattfinden, die von der Siedlungswerk GmbH Freiburg und der Unterstützung der Freiburg Wirtschaft, Touristik und Messe GmbH & Co. KG (FWTM) zur Verfügung gestellt werden. BFA erlebt derzeit eine überwältigende Unterstützung aus der Bevölkerung: Mehr als 200 Tische und Stühle werden zur Verfügung gestellt, mehr als 50 Ehrenamtliche und auch Teilnehmende von BFA arbeiten täglich daran, dass der Unterricht am 03.08.2020 starten kann. Gleichzeitig ist ein Hygienekonzept entwickelt worden, dass Teilnehmende, Ehrenamtliche und Mitarbeitende schützt und den Corona-Verordnungen entspricht.
Gerade in Zeiten der Pandemie zeigen sich die Herausforderungen, denen bildungsbenachteiligte Menschen zu begegnen haben: Bei allen Digitalisierungsstrategien, Fernlernmethoden und HomeSchooling; es zeigen sich Schwächen und „blinde Flecken“, die Menschen von Bildungsprozessen ausschließen. Nicht zuletzt durch die finanzielle und auch ideelle Unterstützung durch langjährige Partner*innen ermöglicht BFA in der kommenden Zeit jenen Menschen eine Bildungsperspektive, denen keine oder nicht ausreichend Lernmöglichkeiten zur Verfügung gestellt werden. Die Schöpflin Stiftung aus Lörrach unterstützt BFA mit einer Soforthilfe. Die Stiftung Erzbischöflicher Stuhl der Erzdiözese Freiburg finanziert das „Sommerangebot“ über drei Wochen, in welchem intensiv Lerninhalte nachbearbeitet werden können. BFA freut sich gemeinsam mit den Menschen, die diese für sie so wichtige Förderung und Unterstützung erhalten. Unsere Vision ist eine Welt, die allen Menschen gesellschaftliche Teilhabe durch Bildung ermöglicht.